Immer wieder staune ich, wie schnell tolle Tage vorbei sind. Vor etwas mehr als einer Woche fuhren wir frühmorgens (vor fünf Uhr!) nach Slowenien los, mittlerweile sind wir bereits wieder daheim, ich leistete mir sogar noch einen Zusatzausflug ins Bündnerland. Auf jeden Fall kann ich nach der Woche Slowenien sagen, dass mir der Start in die OL-Saison 2017 mehr als nur gelungen ist.
Am Freitag, 10. März standen Stefan und ich unchristlich früh auf und fuhren um 04.52 Uhr bereits Richtung Süden los. Die frühe Startzeit hatte den Vorteil, dass wir die Autobahn fast nur mit Lastwagen teilen mussten und deshalb schnell vorankamen. Um acht Uhr überquerten wir in Chiasso bereits die Grenze nach Italien, eine Stunde später standen wir auch schon im allmorgendlichen Stau rund um Milano. Nachdem wir diesen überstanden hatten, ging es in flottem Tempo vorbei an Bergamo, Brescia, Verona, Padua, Venedig, Trieste nach Lipica. Bereits um ein Uhr waren wir in der Unterkunft und nicht viel später im Trainingswald. Stefan und ich erkundeten gemeinsam die steinige und löchrige Gegend und fanden, dass wir im Postenanlaufen noch ganz geschickt waren. Ob wir es denn auch an den Wettkämpfen sein würden, würde sich am nächsten Tag zeigen.
Am Samstag stand schon der erste vor der Tür, eine Mitteldistanz auf der Karte „Divaska jama“. Stefan und ich, mittlerweile ja zu Grosseltern in den fünfzigern mutiert, liessen es uns nicht nehmen, die zum Teil zehn Jahre jüngeren zu ärgern und starteten in den Kategorien D35, respektive H35. Trotz des Altershandicaps gelang uns beiden ein guter Start, wir klassierten uns beide in den Topten!
Für mich ging es an den nächsten Etappen so weiter. Mein einziger „Ausrutscher“ war die zweite Etappe, die Langdistanz. Hier fehlte mir ein wenig der Mut für direkte Routen und ich verlor mit dem Umlaufen Zeit. Danach lief es mir erstaunlicherweise mehr als nur wie am Schnürchen. Etappen 3 und 4 gewann ich zu meinem grossen Erstaunen. Für einmal waren hier in Slowenien nicht die schnellen Beine gefragt sondern das saubere Kartenlesen. Rennen konnte in den Steinen und Dickichten eh niemand, aber die Richtung halten sollte man schon können. Ich machte praktisch keine Fehler und konnte mich so mit jeweils knappen Vorsprüngen an die Spitze der jungen Damen setzen. Natürlich nicht ohne Genugtuung. Stefan erwischte an der vierten Etappe nicht immer die besten Routen und büsste Zeit ein. Es knallte ihn dann auch noch unsanft zu Boden, so dass er gruselig „blutüberströmt“ ins Ziel lief.
Schlimm war es aber nicht: zwei kleine Kratzer an der Nase, die einfach heftig bluteten. Dafür zerbrach ihm schon seine neue Lesebrille, welche nun mit Tape zusammengehalten wird. Dank dieser Brille kann Stefan plötzlich wieder Details auf den Karten erkennen – was für ein Wunder!
Die fünfte und letzte Etappe fand in einem praktisch flachen, sehr offenen Gelände statt. Hier wären die schnellen Beine durchaus praktisch gewesen. Doch wer hat die noch nach vier Läufen? Ich nicht, aber da ich noch einmal jeden Fehler vermied, reichte es mir zum dritten Tages- und zum zweiten Schlussrang. Grossmutter auf dem Podest! Stefan verpasste als vierter das Podest der Gesamtwertung nur ganz knapp. Bei der letzten Etappe hatte ich ein lustiges Erlebnis mit einem fünfzehnjährigen. Wir hatten die gleiche Bahn und ich musste ihn wohl kurz nach dem Start „aufgegabelt“ haben. Auf jeden Fall folgte er mir dann bis zum zweitletzten Posten wie ein Schatten. Danach war es einfach, er schob den Turbo ein und liess mich stehen. Im Ziel ging ich dann zu dem jungen Herrn und fragte, ob er sich bewusst sei, dass er einer „Oma“ nachgelaufen sei. Seine Antwort: „Echt, ja? – also ich habe auch ein wenig auf die Karte geschaut.“ Ich glaube, es war ihm etwas peinlich.
Gleich nach den Wettkämpfen ging es dann leider schon auf die Heimfahrt. Stefan und ich mussten beide am Tag danach wieder arbeiten. So stiegen wir zufrieden in unser kleines Auto und gondelten gemütlich nach Hause zurück. Kurz nach acht Uhr abends waren wir dann daheim.
Was wir sonst noch taten ausser OL und das fantastische Wetter geniessen? Nicht viel. Einmal fuhren wir nach Trieste und schauten uns die Stadt an. An den Abenden gingen wir auswärts essen und waren einmal mehr von den riesigen Mengen beeindruckt. Ansonsten lagen wir faul herum und fanden dies toll.
Am Freitag fuhr ich dann bereits wieder nach Chur, und von dort gemeinsam mit meinem Vater und Margrith nach Tischinas. Jetzt, wo dort kein Gerümpel mehr herumsteht ist es richtig gemütlich. Der Frühling ist bereits eingezogen, es blüht überall. Helen, eine liebe Freundin aus der Jugendzeit, nahm sich Zeit für mich, und gemeinsam spazierten wir nach Ruschein und zurück. Wir haben uns so viele Jahre nicht mehr gesehen, aber als wir plaudernd die Sonne genossen, war es, als ob einfach die Zeit stillgestanden wäre. Warum ich am nächsten Tag eine Kurzvisite bei Corin Curschellas einlegte, erzähle ich ein anderes Mal.
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