Auszeiten machen das Leben süss

Schon zum zweiten Mal in diesem Sommer haben sich Stefan und ich für eine kurze Auszeit vom Alltag verabschiedet. War Ende Juni noch Schweden unser Ziel, so war es diesmal der Französische Jura in der Nähe von Hauteville. Die slowenischen Organisatoren des alljährlich stattfindenden OO-Cups haben die Wettkampfgelände kurzerhand von Slowenien nach Frankreich verschoben. Nach vier von fünf Etappen können wir sagen, es hat sich durchaus gelohnt.


Am Dienstag fuhren Stefan und ich im Laufe des Nachmittags (am Vormittag arbeiteten wir beide noch) nach Les Plans d’Hotonnes, einem Hochplateau inmitten wunderschönem Juragelände. Während der Wintermonate wird hier eifrig Biathlon betrieben, die bekannte Ex-Biathletin Sandrine Bailly trainierte während ihrer erfolgreichen Karriere hier. Im Sommer sieht man nur den Hügel, hinter welchem geschossen wird, eine kleine Hütte, ein paar Ferienhäuser sowie eine Rollskibahn, welche durch steile Aufstiege und für unsere Verhältnisse brutale Abfahrten hervorsticht. Ich möchte nicht in kurzen Hosen hier trainieren müssen, dazu wären mir die Knie zu schade. Nun ja, auch unsere Knie sehen nach vier Tagen nicht mehr so taufrisch aus wie auch schon, die blauen Flecken nehmen langsam Überhand.

Am Dienstag war also Reisetag, da hatten wir mit OL noch nichts am Hut. Vielmehr bezogen wir unser Quartier, beäugten misstrauisch die Irische Delegation, welche für fünf Tage unsere Nachbarin sein sollte und fuhren nach Hauteville, um die Startunterlagen zu holen. Unser Quartier ist einfach, aber es hat alles, was wir benötigen, vor allem einen gedeckten Balkon mit wunderbarer Aussicht ins Laufgelände der Etappen 3, 4 und 5.

Am Mittwoch begann dann der Wettkampf. Stefan lief letztes Jahr in Slowenien bereits zum ersten Mal die Kategorie «Ultimate», was heisst, dass auf der Karte kein einziger Weg eingezeichnet ist. Was wiederum heisst, dass der OL zu einer veritablen Herausforderung wird. Ich liess mich von Stefans Begeisterung und seinem «Ultimate-T-Shirt» beeindrucken und meldete mich in diesem Jahr auch in einer solchen Kategorie an. Vor der ersten Etappe war ich auch recht nervös, denn ich hatte keine Ahnung, wie es sein würde, wohl Wege im Gelände, nicht aber auf der Karte zu sehen. Und Wege hatte es eine ganze Menge. Mir lief es nicht super, aber mit dem T-Shirt im Hinterkopf brachte ich meinen Lauf zu Ende. Uff, geschafft. Es war schwierig, aber machbar.

Bei der zweiten Etappe war ich dann auch schon etwas mutiger und machte dafür einen dermassen katastrophalen Fehler, dass ich kurzzeitig ans Aufgeben dachte. Doch zum Glück hatte ich auch da das begehrte Ultimate-Runner-Finnischer-T-Shirt im Hinterkopf, und ich biss mich durch. Schliesslich muss man an allen fünf Etappen klassiert sein, um die Trophäe zu erhalten. 

Stefan lief es auch nicht nur optimal, aber er verbesserte sich von Tag zu Tag, seine Fehler wurden immer weniger. Ich hingegen hielt mich auf konstant hohem Fehlerniveau, kam aber alle vier Tage durch.

Da meine Mitkonkurrentinnen offenbar nicht besser Kartenlesen können als ich, bin ich sogar ziemlich weit vorne klassiert. Nun denn. Heute ist die letzte und alles entscheidende Etappe, und ich wünsche mir nichts anderes, als endlich auch einen fehlerarmen Lauf zu absolvieren. Der Rang ist mir nicht wichtig, aber das T-Shirt will ich unbedingt. Nachdem die gestrige Etappe wegen Regens etwas mühsam war (da sehen Brillenträger einfach nicht so viel), scheint heute die Sonne wieder. Freuen wir uns auf den letzten Wettkampf dieser Woche!

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