Ja, in der Tat, so schnell kann es gehen…. Und ich bin wieder am Jammern; von wegen, die Zeit rast, ich werde nur noch älter, Schönes bleibt nicht… und so weiter. Dabei habe ich keinen Grund zu jammern. Ich hatte tolle Ferien, bin wieder gut in den Alltag gestartet, geniesse meine Familie rund um mich herum. Nicht allen geht es so gut wie mir.
Deshalb: Schluss mit Lamentieren – auf zu neuen Abenteuern. Im Moment bin ich wirklich wieder im Alltagsgeschäft. Ich arbeite meine vierzig Prozent bei der Bundesverwaltung, schreibe an diversen Biografien, hüte mit Leidenschaft meine beiden Enkel und düse in der Schweiz herum.
Die letzten Tage in Ecuador sind schon lange vorbei, wir genossen Guayaquil ausgiebig (und streichelten Leguane in einem Park), hatten Probleme am Flughafen (ich musste mit der Polizei mit und meinen Koffer separat zeigen), fanden den Flug mühsam (lang und schlaflos) und kamen dennoch gesund und zufrieden in der Schweiz an. Thomas brachte uns von Bern nach Hause, wir waren über diesen Taxidienst unheimlich froh – danke!
Am Mittwoch begann Stefan bereits wieder zu arbeiten und ich durfte Robin und Ronja nach einem langen Monat sehen und hüten. Der Alltag nahm seinen Lauf.
Letzten Freitag war ich das erste Mal in diesem Jahr wieder in Chur bei meinem Vater. Jedes Mal, wenn ich an die lange Zugfahrt denke (drei Stunden, auch von Rubigen aus), wird mir etwas mulmig und ich würde das gerne überspringen. Sitze ich dann im Zug, ist alles nur noch halb so schlimm. Ich lese spannende Bücher. Gerade letzten Freitag konnte ich mich von der Lebensgeschichte eines Metzgers aus dem Emmental kaum losreissen. Der Mann erzählte sein Leben von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bis zur Pensionierung mit einer Intensität, dass ich gar nicht anders konnte, als immer weiterlesen. Nun bin ich fertig und finde das schade. Zum Glück gibt es eine Fortsetzung, diese mit der Geschichte seiner Ehefrau!
Chur wird mir immer vertrauter, ich mag es, durch die Stadt zu meinem Vater zu spazieren und treffe sogar hin und wieder Bekannte von früher. So auch diesen Freitag, und vor lauter Schwatzen kam ich fast zu spät bei meinem Vater an. Es sind schöne, entspannte Tage in Chur, die ich nicht mehr missen möchte. Auf der Heimfahrt hat es jeweils viele Leute, im Winter Skifahrer, aber irgendwie gehen die drei Stunden auch vorüber. Als ich diesen Freitag in Rubigen aus dem Zug stieg, staunte ich nicht schlecht: es schneite. In Chur war es so warm, dass nur Regen vom Himmel fiel, an Schnee hatte ich überhaupt nicht gedacht.
Nun ja, dass wir Schnee in Bern haben, freut dafür mein Langlauf-Herz. Am Samstag gingen Stefan und ich zum ersten Mal in diesem Winter langlaufen. In Heimenschwand hat es eine lässige Klassisch-Loipe, welche meistens menschenleer ist, so auch diesmal. «Oben» bei den Loipen nahe der Parkplätze wimmelt es von Langläufern, «unten» war es still – und neblig. Obwohl ich in diesem Winter noch keine Langlaufkilometer absolviert hatte, wollte ich die längere Runde, geschätzte 15 Kilometer, laufen und gab mir dafür zwei Stunden Zeit.
Mitten im Nebel kam mir nach rund 45 Minuten plötzlich Stefan entgegen, welcher doch ein wenig schneller läuft als ich. Er hatte eine Abzweigung verpasst und geriet dadurch auf die Gegenrichtung. Irgendwie war ich froh, ihn zu sehen, denn ohne «Mitläufer» mitten im Nebel fühlte ich mich ein wenig einsam. Nach einem kurzen Schwatz ging es jedoch «einsam» weiter. Nach gut 15 Kilometern hatte ich dann plötzlich das Gefühl, mich verlaufen zu haben (was ja auf einer Langlaufloipe ziemlich idiotisch ist). Ich dachte, ich müsse längstens wieder bei den Autos sein und kannte mich – ok ich sah nicht viel – überhaupt nicht mehr aus. Auch mochten meine Beine nicht mehr, was ebenfalls kein Wunder ist, denn mein letztes richtiges Training lag schon eine Ewigkeit zurück. Da ich nichts Gescheiteres wusste, als weiterzulaufen, zog ich tapfer von dannen – und siehe da, nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich endlich wieder in bekanntes Gelände – Hurra, ich ging nicht verloren. Nach genau zwei Stunden war ich zurück, aus den geplanten 15 Kilometern wurden deren 18+, ich war fix und fertig. Stefan kam kurz nach mir zurück, auch er hatte dem Nebel getrotzt und den Heimweg gefunden.
Am Sonntag wäre eigentlich eine zweite Langlaufrunde geplant gewesen, aber wir hatten massiven Muskelkater, sodass wir uns lediglich auf eine Joggingrunde in Kleinhöchstetten wagten. So ist es eben, wenn man zu viel will…
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