In Chilcabamba sind Stefan und ich schon seit einigen Tagen nicht mehr, es ist in letzter Zeit wieder viel geschehen, die Reise ist nach wie vor spannend und entspannend. Mittlerweile sind wir in Banjos gelandet, von wo aus es morgen für zwei Tage in den Dschungel geht. Doch davon will ich ja gar noch nicht berichten, sondern von den letzten Tagen.
Am zweiten Januar bestiegen Stefan und ich mithilfe eines einheimischen Guides den 4200 m hohen Pasochoa, auch dies – wie könnte es in Ecuador anders sein – ein Vulkan. Der Aufstieg war trotz anstrengenden 900 Höhenmetern, die wir überwinden mussten, fast so etwas wie ein Genuss. Unser Guide schlug zwar unten in der Ebene noch ein forsches Tempo an, sobald es jedoch an den Anstieg ging, konnten wir endlich problemlos mit ihm Schritt halten und immer wieder den Ausblick geniessen.
Ich schaffte es allerdings nicht ganz bis zum Gipfel, mir fehlten rund fünf Höhenmeter, weil mir der allerletzte Teil zu abfallend schien. Das ist wirklich doof, wenn man solche Ängste hat. Und völlig sinnlos. Nun ja, Stefan schoss die Gipfelfotos, und so wahnsinnig weit weg von mir war er ja nicht. Ich genoss auch von meinem Platz die Aussicht, und die war wirklich toll!
Runter ging es dafür wieder im Stechschritt, nun, da uns offenbar die Luft zum Atmen nicht mehr fehlen konnte, fand unser Guide, dass er uns genug geschont hatte. Wir waren am Abend ganz schön k.o. – und zufrieden.
Am nächsten Tag mussten wir uns vom wunderschönen Flecken Chilcabamba leider verabschieden, ich gebe es zu, ich wäre gerne noch etwas länger in dieser gemütlichen Lodge geblieben. Aber das Abenteuer rief!
Wir wurden von einem unserer Chauffeure nach Saquisili gefahren, wo wir Zeit hatten, einen typischen Indiomarkt zu besichtigen. Hier hatte es tatsächlich fast keine Touristen. Wir bestaunten riesige Auslagen mit aller Gattung Fisch, daneben Schweineköpfe und Innereien und etwas weiter entfernt Tische voller Gemüse.
Kunsthandwerk wurde fast gar nicht angeboten, dafür hätte man sich direkt im Markt Kleider schneidern lassen oder Zubehör für die Küche kaufen können. Wir beliessen es mit dem Betrachten und liessen uns bald einmal zur nächsten Sehenswürdigkeit kutschieren.
Diese war die Hacienda La Ciénega, eine vierhundert Jahre alte Villa, in welcher Alexander von Humboldt offenbar mehrmals zu Gast war. Wir durften sein Zimmer besichtigen – hier hätte ich auch gerne logiert.
Nach diesem Besuch ging es weiter nach Chugchilan. Die Fahrt dorthin war wahrlich das reinste Abenteuer. Unser Fahrer und Stefan waren sich über die Route nicht einig, schlussendlich machten wir wohl eine Kompromissroute, welche auf einem Alp-Wanderweg schnurstracks und steil in die Berge führte. Ich dachte mir während des Gerüttels, dass wir vermutlich nie mehr auf eine richtige Strasse, geschweige denn in Chugchilan ankommen würden. Doch weit gefehlt, unsere Alternativroute bog tatsächlich irgendwann auf einer Hochebene in eine asphaltierte Strasse ein. Noch einmal möchte ich solch eine Fahrt jedoch nicht mehr mitmachen, ich bleibe lieber auf der sicheren Seite.
Auf der Hochebene fuhren wir eine ganze Weile dem Vulkan Quilotoa entgegen, den Kraterrand konnten wir schon gut erkennen. Heute war er aber noch nicht unser Ziel. In Chugchilan bezogen wir ein eher düsteres und kaltes Zimmer im Hostel «Mama Hilda», aber auch hier liess es sich leben.
Am nächsten Tag fuhr uns dann der Vater des Hostelbesitzers eigenhändig zum Vulkan hinauf, und wir begannen, diesen am Karterrand auf rund 3900 m zu umrunden. Das heisst, wir hatten im Sinn, nur einen Teil der Umrundung zu machen, weil es auch hier leider steil abfallend ist, und ich mich dann nicht traue. Zudem windete es heftig, für mich also alles andere als Ideal so knapp am Abgrund….. Aber auch der Teil, den wir schafften, war richtig schön, die Aussicht in den Krater mit dem grün schimmernden See war wunderbar.
Wir liessen es uns dann auch nicht nehmen, die 360 Meter in den Krater hinabzusteigen und den Vulkan einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Runter ging es auf dem sandigen Zickzackweg problemlos, hinauf schnauften wir dafür schon ein wenig. Aber es hatte sich definitiv gelohnt.
Am nächsten Tag ging unsere Reise dann wieder ein Stück weiter, unser Ziel war die Chimborazo-Lodge, direkt unter dem gleichnamigen Vulkan. Ein grosser Teil der Fahrt führte uns über eine unendlich scheinende Hochebene, immer etwa auf 4000 m. Bis wir auf diese Ebene kamen, durchfuhren wir die Via Flores, ein enges, aber tolles Tal. Oben auf der Ebene konnten wir dann endlich Vicunias, eine Art Lamas, sehen. Die Vicunias leben in Herden und können sich offenbar von dem spärlichen Gras ernähren. Eigenartigerweise werden sie nicht als Nutztiere gehalten, sondern leben wirklich wild. Ich weiss nicht, wie viele Fotos wir nun von diesen hübschen, grazilen Tieren haben – viel zu viel auf jeden Fall!
Die Chimborazo-Lodge gehört dem bekannten Alpinisten Marco Cruz, welcher es sich nicht nehmen lässt, alle Gäste persönlich zu begrüssen und mit ihnen zu plaudern.
Es ist ein fantastischer Ort, und auch hier wäre ich gerne länger als nur eine Nacht geblieben. Der Vulkan ist hier so nahe, man meint, ihn greifen zu können. Stefan und ich beliessen es aber mit einer kleineren Wanderung dem Berg entgegen und genossen dann ein paar ruhige Stunden im Haupthaus, welches mehr ist als nur eine Lodge, Museum würde besser dazu passen. Wen es interessiert, in der NZZ gab es vor ein paar Jahren einen coolen Artikel über Marco Cruz und seine Lodge. Text über Marco Cruz.
Heute fuhren wir relativ kurz bis nach Banjo und werden, wie anfangs erwähnt, ab morgen zwei Tage im Urwald verbringen. Nach den vielen Erlebnissen in den Bergen sicherlich etwas komplett anderes. Wir werden es sehen.
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