Vor einer Woche reisten Stefan und ich von San Martino di Castrozza nach Lokve, einem winzigen slowenischen Weiler oberhalb von Nova Gorica. Dort war das Wettkampfzentrum des diesjährigen «Bubo Cup», einem charmanten 4-Tage OL inmitten steiniger, steiler Wälder. Während der Reise durchfuhren wir noch einmal die vom Sturm 2018 verwüsteten Gegenden und waren geschockt über das Ausmass der Schäden. Kilometerlang lagen die Bäume kreuz und quer, überall waren Aufräumarbeiten daran, in «Sisyphusarbeit» Stamm um Stamm wegzuschaffen. Wann dies wohl beendet sein wird?
Um nach Slowenien zu fahren machten wir ein paar Umwege, denn die Gegend ist wirklich schön. Es ging mal hoch, dann wieder hinunter, ganz am Schluss auf einer schmalen Strasse den Berg hinauf, bis wir dann in Lokve ankamen. Wir hatten dort eine tolle Wohnung bei einem sympathischen älteren Ehepaar gemietet und konnten alle Etappen bequem zu Fuss erreichen.
Bevor wir uns in der Wohnung einrichten konnten, «mussten» wir mit dem Ehepaar selbst gemachten «Jägermeisterschnaps» trinken. Danach wusste ich wieder einmal, wie man Treppen besser nicht hochsteigt. Der Schnaps wurde aus 38 verschiedenen, in der Gegend zusammengesuchten Kräutern, angesetzt und schmeckte fantastisch. In der Wohnung hiess uns zusätzlich eine Flasche Wein willkommen. Mit den Leuten in Lokve konnten wir zum Glück italienisch sprechen, die Grenze zu Italien ist wirklich nur ein Katzensprung entfernt.
Die vier OL’s hatten es wieder in sich. Die Wälder waren zum Teil extrem steinig, zum Teil fast «überhängend», zum Teil wieder fast gefegt und gut belaufbar. Stefan und ich waren unterschiedlich zufrieden mit den Läufen. Lief es ihm gut, haderte ich, hatte ich gute Läufe, fand er seine Leistung nicht so bemerkenswert. Am Schluss zählten jedoch nicht die gewonnenen oder verlorenen Sekunden, sondern die Freude am OL und der tollen Organisation. Der Bubo Cup zählt nicht zu den grossen Anlässen in Europa, aber wer einmal mitmachte, wird gerne wiederkommen!
Heute war nun die letzte Etappe, und das heisst, dass wir wieder «umziehen» mussten. Wir wollen noch einmal fünf Wettkämpfe laufen, diesmal etwas weiter im Norden von Slowenien, in der Nähe von Bled, in den Julischen Alpen (Triglav Nationalpark). Wir wohnen wieder in einer hübschen Wohnung, wieder wurden wir sehr nett mit Wein und einem Glas Honig begrüsst.
Nun erholen wir uns aber erst einmal von den Strapazen der letzten Woche, werden viel schlafen, noch mehr essen, und uns nur ganz wenig bewegen, denn tagsüber steigt das Thermometer hier auf über 30 Grad.
Ab Mittwoch gilt es dann wieder ernst, und um den Spass etwas zu vergrössern, laufen Stefan und ich mit Karten ohne eingedruckte Wege. «Ultimate» heisst diese Kategorie. Schon letztes Jahr versuchte ich mich darin, weil ich unbedingt das Finisher T-Shirt bekommen wollte. Leider, leider war es genau im letzten Jahr so, dass es keine gab. Deshalb mein neuer Versuch. Ruhm und Ehre sind mir egal, aber ich will dieses T-Shirt – endlich!
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