Wenn schon keine Elche, dann…

….wenigsten ihre Läuse. So könnte man in einem Satz unsere letzte Woche hier in Norwegen beschreiben. Wobei das auch nicht ganz stimmt, denn einen Elch haben wir gesehen. Allerdings haben wir beschlossen, dass er nicht zählt. Doch nun alles der Reihe nach:


Vor einer Woche fuhren Stefan und ich noch am Mittwochabend Richtung Norden. Das heisst, der erste Versuch endete bereits in Kirchberg. Wir merkten bis dann nämlich, dass unser grosses «Norwegenauto» eigenartige Geräusche von sich gab, die wir nicht so recht zuordnen konnten. Da wir vor zwei Jahren bereits Erfahrungen mit Autos, die nicht mehr fahren wollten, machten, entschlossen wir uns, umzudrehen und das andere zu holen. Zwar noch gar nicht «Norwegen erprobt», aber dafür geräuschlos. Eine gute Stunde später, nach einer gewaltigen Umpackübung fuhren wir noch einmal los. Diesmal klappte es, am Donnerstag fuhr ich stolz wie immer über die Grenze nach Norwegen. Wir mussten nicht weit ins Land hinein, südlich von Halden war schon Schluss.

Seither sind wir hier in einer kleinen «Wohnung», haben eine wunderbare Aussicht auf den See und geniessen die Ferien. Von Freitag bis Sonntag war ganz in der Nähe der Orientierungslauf-Weltcup, den wir als Zuschauer verfolgten. Florian war dafür selektioniert worden, und wir schauten den Rennen zu. Besonders lässig fand ich die Startstrecke der Staffel, denn Sohnemann kam prompt als Zweiter aus dem Wald. Am Schluss wurde sein Team auf dem achten Rang klassiert – als bestes Schweizer Team notabene.

Selber rannten wir auch zweimal in der gleichen Gegend herum. Am Samstag war eine Langdistanz, am Sonntag eine Mitteldistanz. Mir gelangen zwei gute Läufe, allerdings machte mir der erste Wettkampf nicht so grossen Spass. Hier in Norwegen hat es offenbar in den Monaten September und Oktober eine richtige «Hjortelysflue»-Plage, auf Deutsch, Hirschlausfliegenplage. Diese Viecher krallen sich regelrecht an der Kopfhaut und am Nacken fest und versuchen Blut zu saugen. Da sie sich jedoch von Hirsch- oder Elchblut ernähren, haben sie an uns Menschen nicht so grosse Freude. Wir an ihnen aber auch nicht. Nichtsdestotrotz bleiben sie nämlich an uns kleben, und wir dürfen sie einzeln abpflücken. Bei bis zu 100 Läusefliegen pro Person eine langwierige Sache. Zudem finde ich die Tiere echt eklig.

Nun denn, wollen wir in den Wald, müssen wir mit diesen Begleitern leben. Stefan und ich trainieren jeden Tag ein wenig im Gelände und sind danach am Pflücken. Ich habe schon versucht, mit Mütze zu laufen oder Insektenspray zu verwenden, bisher ohne Erfolg. Wie das die Norweger aushalten, ist mir schleierhaft. Wenn wenigstens die richtigen «Wirte» dieser Insekten auftauchen würden, dann könnten wir uns ja ein wenig mit ihnen versöhnen. Aber so…

Ah ja, der richtige Elch, den wir sahen und nicht zählen, lag am Strassenrand, tot, und streckte alle Viere von sich. Kein schöner Anblick. Aber im Moment ist Elchjagd, ich denke, das Tier wartete auf den Transport zum Verwursten. Ich hoffe, ich sehe noch ein solches lebendig.

Morgen ist Ruhetag, wir versuchen es mit einer Wanderung, bevor es dann am Samstag an die Veteranen-NM geht. Vielleicht hat es in diesem Wald dann weniger «Hjortelysfluer» – die Hoffnung stirbt zuletzt.

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