Tischinas in Etappen

Da ich seit bald vier Jahren intensiv in Tischinas am Umbauen, renovieren und aufräumen bin, kam mir nun der Gedanke, hier auf der Webseite etwas zur Geschichte dieses Hauses zu schreiben. Einerseits, weil ich gerne für mich persönlich dokumentiere, was sich seit dem Hausbau 1977 alles getan hat, andererseits weil ich denke, dass auch andere gerne etwas darüber lesen und sehen. Für mich war Tischinas lange kein Ort, an welchem ich gerne war, die Übernahme des Hauses geschah nicht nur mit Freude. Wenn ich nun ein wenig in der Vergangenheit stöbere, meine eigenen Gedanken von damals und heute einfliessen lasse, schaffe ich es vielleicht, einen neuen, guten Bezug zu diesem Ort zu erhalten. Es wäre wirklich schön, wenn ich die Momente dort geniessen könnte. Es ist nämlich schön in Tischinas!

Gehen wir also ein paar Jahre zurück, ins Jahr 1972. In diesem Jahr zogen meine Eltern, mein Bruder und ich von Zürich nach Ilanz. Der Umzug an die erste Stadt am Rhein war eher ein zufälliger, weil mein Vater, Elektroingenieur beim EWZ, eine neue Stelle suchte. Ich weiss, dass er sich damals auch auf eine Stelle im St. Galler Rheintal beworben hatte, dort jedoch eine Absage erhielt. Das EWBO in Ilanz wollte ihn jedoch. Für mich bedeutete der Umzug eine erste grosse Entwurzelung, und es dauerte lange, bis ich mich in der neuen Heimat wohlfühlte. In Zürich hatten meine Eltern einen grösseren Schrebergarten, in welchem sie Gemüse für die Familie anbauten und in welchem wir auch sonst sehr oft waren. Mein Vater hatte eine kleine Hütte gebaut, in der wir Kinder sogar schlafen konnten. So etwas wollten sie nun auch in Ilanz haben. Am Anfang mieteten sie einen Garten im Quartier „Sorts“. Bald kamen sie auf die Idee, ein eigenes Grundstück zu bearbeiten und kamen so auf Tischinas. Das erste Grundstück bei der Einfahrt in die Feriensiedlung auf der rechten Seite war noch zu haben. Es war eine dreieckige Wiese im Schräghang mit einer baufälligen Scheune drauf. Hier wollten die Eltern ein Gartenhaus aufstellen und weiterhin Gemüse anpflanzen und ernten. Mit der Planung des Gartenhauses beauftragten sie Willi Walser, einen befreundeten Architekten. Bald einmal war klar, dass das Gartenhaus etwas grösser sein würde, Willi entwarf ein schmuckes Ferienhaus – Casa Aurora.

Gemeinsam als Familie begannen wir mit den Arbeiten. Zuerst musste der Stall abgerissen werden, was fast komplett ohne fremde Hilfe geschah. Wenn ich heute zurückdenke, dann kommen mir als Erstes die praktisch komplett fehlenden Sicherheitsvorkehrungen in den Sinn. Mein Bruder und mein Vater kletterten ziemlich waghalsig auf dem Stall herum, um Seile zu befestigen, die ihn schlussendlich zum Einstürzen brachten. Vorher wurden soviel Bretter wie möglich entfernt.

Um die letzten Balken zum Einstürzen zu bringen, zogen wir dann alle an den Seilen. Passiert ist gottlob nie etwas, aber ob dies heutzutage noch SUVA-konform wäre? Die noch gut erhaltenen Bretter wurden auf die Seite gelegt, ich glaube, einige davon konnte man später ins Haus einbauen. Was mit dem Rest geschah, weiss ich nicht mehr.

Auf jeden Fall begannen bald einmal die Aushubarbeiten für die Kellergeschosse. Die Firma Cavelti wurde dazu beauftragt, meine Familie konnte für einmal zuschauen und das Arbeiten anderen überlassen. Ich fand es schon noch spannend zu sehen, wie sich langsam ein Gebäudegrundriss abzeichnete.

Damals noch gefordert war bei allen Häusern der Einbau eines Luftschutzkellers. Mir war überhaupt nicht bewusst, was dies bedeutete, vor allem in Zeiten des kalten Krieges, doch jetzt, nachdem er seine Bestimmung bei mir verloren hat, bin ich mir der Wichtigkeit eines solchen Kellers mehr denn je bewusst. Für diesen Luftschutzkeller wurde massenhaft Armierungseisen eingebaut und tonnenweise Beton angerührt. Schon allein die Tür ist schwer und kaum aufzustossen.