Ein Korb geht auf Reisen

Nach wie vor ist unser Alltag durch Corona eingeschränkt, auch wir müssen uns von Ferienplänen und der Vorfreude darauf verabschieden. Noch ist nicht alles abgesagt, bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.


Im Moment wären Stefan und ich in Norwegen und würden in der Umgebung von Halden den skandinavischen Frühling geniessen. Für mich sind Aufenthalte zu dieser Jahreszeit im Norden äusserst angenehm, denn ich spüre mittlerweile schon im April die Pollen und kämpfe immer mal wieder gegen Atembeschwerden. In Norwegen ist die Vegetation später dran, meine Lungen werden noch durch keine herumfliegenden Pollen geplagt.

Nun denn, wir sind nun mal hier in der Schweiz und machen das beste daraus. Das heisst, wir bewegen uns trotz Heuschnupfen draussen, sei es mit den Fahrrädern oder auch nur zu Fuss.

Um Ostern herum begannen unsere Ausfahrten, mittlerweile können wir auf ein paar schöne und lange Runden zurückblicken. Da weder Stefan noch ich Rennvelos, Mountainbikes oder gar E-Bikes unser Eigen nennen, radeln wir gemütlich mit den alten «Schütteln», die uns sonst brav nach Bern und wieder zurückbringen. Auf meiner «Schüttle» fährt dabei immer mein Fahrradkorb mit, welcher mir eigentlich fast immer gute Dienste erweist. Bei unseren Ausflügen kann sich mein Korb für einmal ausruhen, ausser zwei Trinkflaschen muss er nämlich nichts mittragen. Ich mag es ihm gönnen.

Die erste Reise mit dem Korb führte uns von Kleinhöchstetten via Kehrsatz – Schliern – Nieder- und Oberulmiz – Kühlewil – Zimmerwald zur Bütschelegg. Steigung hatte es genug, sodass wir arg ins Keuchen kamen. Die Aussicht von der Bütschelegg war dafür P H Ä N O M E N A L.

Da lohnte sich jede Mühe. Runter via Rüeggisberg – Riggisberg ging es dafür sehr flott. Da wir in Kaufdorf fanden, noch nicht genug getan zu haben, fuhren wir wieder nach Gerzensee hoch und dann von dort nach Hause. Ich war am Abend ganz schön platt, war aber extrem stolz auf mich. Denn – eigentlich mag ich Fahrradfahren überhaupt nicht.

Den zweiten Ausflug durfte mein Korb Richtung Schallenberg geniessen. Stefan und ich fuhren auf Nebenstrassen durch Münsingen und Wichtrach und von dort weiter nach Bleiken. Auch hier gab es saftige Steigungen, die mit herrlichen Weitblicken belohnt wurden. Nach Bleiken fuhren wir mehr oder weniger auf gleicher Höhe durch einen von uns geliebten OL-Wald, durch Rohrimoos.

Danach ging es weiter bis Süderen. Dort bogen wir von der Schallenbergrunde ab und fuhren nach Röthenbach – Eggiwil – Horben bis Aeschau. Auch hier waren wir noch nicht müde genug und bogen in die Hügel ab, um die Hauptstrasse zu vermeiden. Die Steigung allerdings machte uns zu schaffen. Dafür ging es danach gemütlich runter nach Signau und weiter nach Bowil – Zäziwil – Grosshöchstetten und von dort nach Worb und schlussendlich nach Rubigen. Auch hier war ich – wer hätte dies erraten – völlig k.o.

Ein drittes Mal nahm ich den Korb mit auf eine Rundfahrt Richtung Gurnigel. Oder fast Richtung Gurnigel. Wir fuhren von uns auch bis Rümligen und nahmen dann den wirklich steilen Anstieg nach Rüeggisberg unter die Räder. Der Weg war zum Teil so steil, dass es mir das Vorderrad anhob. Ein kurzes Stück musste ich mein Velo dann stossen. Aber auch hier genossen wir danach eine tolle Aussicht und das Wissen, ab jetzt fast nur noch geradeaus oder hinunterfahren zu können.

Nach Rüeggisberg machten wir einen Bogen, um etwas mehr Strecke zu machen. Danach umfuhren wir bei Riggisberg die Gibelegg und liessen uns gemächlich nach Wattenwil hinunter «tragen». Beim Dittligsee zwischen Wattenwil und Uetendorf war ich noch nie in meinem Leben und staunte, wie schön es dort ist.

Da wir in Uetendorf fanden, noch fit genug zu sein, fuhren wir nicht einfach im Aaretal nach Hause, sondern nahmen nach Jaberg noch einmal den Aufstieg nach Gerzensee auf uns. Dann ging es jedoch definitiv hinunter und stracks nach Hause. Ich war ein drittes Mal komplett platt.

Am nächsten Tag liessen wir die Fahrräder dann daheim und versuchten im Toppwald das Kartenlesen und Beine Heben. Beides gelang uns nicht optimal, vor allem die Beine hatten keine Lust, in die tiefen Gräben und wieder hinaus zu rennen. Es wurde mehr ein Spaziergang denn ein OL-Training. Auffallend war der furztrockene Wald. Eigentlich ist der Toppwald an vielen Stellen feucht, diesmal jedoch stob nach jedem Schritt trockene Erde hoch. Regen war dringend nötig.

Der kam dann ja auch gestern – gottlob – und sowohl Stefan und ich fanden es das coolste, genau dann zu rennen. Die Luft war klar, das Atmen ging plötzlich leicht. Es ist schon eindrücklich, wie man plötzlich Freude an Regen haben kann. Hoffen wir, dass es noch mehr Wasser vom Himmel giesst.