Manchmal denke ich, gewisse Dinge sind so schnell zu Ende, andere dafür wiederum gar nicht. Das Bauen meines Häusleins in Tischinas gehört wohl zu Letzterem. Es will und will nicht enden…
Diesmal waren wir am Freitag und Samstag am Bauen, Florian und Lea schon am Donnerstagabend. Am Samstag kam Thomas dazu. Wir waren mit dem «oberen Zimmer» beschäftigt, das heisst, wir mussten einen Boden legen, Wände zimmern und Wände verputzen.
Ich kann nur sagen: es war streng. Ich bin ja ein totaler Bürogummi und körperliche Arbeit, wenn man das Haushalten nicht berücksichtigt, nicht gewöhnt. Und ich weiss, warum ich dies auch so beibehalten möchte. Nach zwei Tagen in allen möglichen Körperstellen verputzen, tun mir sämtliche Knochen weh. Und vielleicht noch ein paar mehr. Ich habe Muskelkater. Punkt. Trotzdem, es kommt gut, und ich bin so froh, meine tatkräftige Familie dabeizuhaben. Bald geht es «nur noch» um Malerarbeiten, das ist dann Sereinas Part. Ich werde mich dafür wieder vermehrt aufs Bürogümmelen konzentrieren, das kann ich, da tut mir am Abend gottlob nichts weh….Danke allen, die mithelfen, aus Tischinas wieder einen gemütlichen Ort zu machen. Nur schon das Einfeuern im Cheminée gab wieder einen kleinen Einblick, wie es sein könnte und schon mal war.
Nebst dem Bauen hatte ich noch eine andere Mission in Graubünden. Am Freitagabend durfte ich im Hotel Stern in Chur aus meinem Buch «Kirschbäume soll man nicht fällen» vorlesen. Das heisst, vorgelesen hat es jemand anders. Die Schauspielerin Ursina Hartmann hat sich mit dem Buch auseinandergesetzt und Textstellen daraus vorgelesen. Es war richtig schön. Ich sass neben Ursina und lauschte der kräftigen und lebendigen Stimme und war erstaunt, wie die Passagen plötzlich klingen. Irgendwie hat es Ursina Hartmann geschafft, dem Buch Leben einzuhauchen!
Zwischen dem Vorlesen beantwortete ich Fragen, die sich Silke Redolfi, die Leiterin des Frauenkulturarchivs, Graubünden ausgedacht hat. Das Frauenkulturarchiv war auch die Initiantin des Anlasses. Auch hier ein grosses Merci, es war so stimmig. Danke für die Organisation, danke für die Einladung!
Ablino Plozza, ein 92-Jahre alter ehemaliger Puschlaver ergänzte den Abend mit Erzählungen zum Schmuggel und wie er zu seinem Vornamen gekommen ist. Ob gewollt oder nicht, seine Art zu erzählen war dermassen erfrischend, dass er Zwischenapplaus erntete und den Gästen – und mir – ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Ob ich in diesem hohen Alter auch noch so fit sein werde! Ihm gebührt meine Hochachtung.
Da muss ich daran denken, dass es meinem Vater nicht vergönnt war, so alt zu werden, am 2. November war sein erster Todestag, nachdem er vor einem Jahr völlig überraschend an Corona gestorben ist. Ich staune einerseits, wie schnell dieses Jahr vorüber war, andererseits auch darüber, dass mir der Vater nach wie vor fehlt. Sein Optimismus, sein Schalk, ja manchmal sein listiger Humor, seine Gradlinigkeit und auch seine Ratschläge. Ich glaube, vermissen werde ich ihn mein Leben lang, ich hoffe einfach, dass es mit der Zeit nicht mehr so wehtut. Im Moment bin ich wehmütig, denke an die Stunden im Kantonsspital zurück, an all die Gespräche, die wir nicht mehr führen können. Ich bin aber auch dankbar für die vielen schönen Stunden, die wir miteinander verbrachten. Das ist wohl das Leben.