Halbzeit in Kristiansand

Seit ziemlich genau einer Woche bin ich endlich wieder einmal in Norwegen. Der letzte Aufenthalt war vor über einem Jahr. Damals waren Stefan und ich in Lillehammer und in der Nähe von Oppdal, nun bin ich – ohne Stefan, dafür mit Florian und Neve – in Kristiansand. Südlicher geht fast nicht mehr. Wenn ich ganz fies sein will, sage oder denke ich gerne, dass Kristiansand ja gar nicht so richtig Norwegen ist, aber das stimmt natürlich nicht. Aber ich muss zugeben, dass ich diese Gegend nicht wirklich kenne. In Kristiansand war ich genau einmal, vor acht Jahren, und auch nur, weil ich ein Strickheft und Wolle kaufen wollte. Sonst, so dachte ich bisher, ist es mir zu südlich.

Nun aber bin ich hier und muss sagen, es ist wunderschön in diesem Teil Norwegens. Ich bin jeden Tag mit Neve unterwegs, oft mehrere Stunden, dann ein zweites Mal etwas kürzer. Wir wandern durch fantastische Wälder und geniessen es, an den vielen Seen vorbeizugehen oder auf Hügel zu steigen. Ruppig ist es hier, aber ich renne ja nicht. Mit Neve macht es richtig Spass, sie passt sich gerne meinem Tempo an und macht noch lieber Pausen, um in die Gegend zu schauen. Ich habe noch nie einen Hund getroffen, der so gerne sitzt und schaut. Und oft frage ich mich, was Neve wohl dabei denkt.

Warum ich mit ihr und Florian hier bin, ist gar nicht so einfach erzählt. Florian ist vor drei Wochen hierhergezogen, letzten Montag hat er in Kristiansand mit Arbeiten begonnen. Stefan und ich haben unser Auto mit Florians Restsachen gefüllt und bis hierher gefahren. Letzten Samstag haben wir ihm dann geholfen, seine neue Wohnung zu beziehen. Am Montag ist Stefan wieder in die Schweiz zurückgereist und ich blieb hier. Ich hatte, respektive habe noch, die Aufgabe, eine Lösung für Neve zu finden, während Florian arbeitet. In Thun konnte er sie mit ins Büro nehmen, hier geht das nicht. Nun treffe ich mich fast jeden Tag mit potentiellen Hundehüte-Frauen oder besuche Hundepensionen. Bis Ende nächster Woche hoffe ich, dass Florian dann für sich und Neve die beste Lösung gefunden hat. Am Anfang war ich skeptisch, doch nach tollen Spaziergängen mit den Frauen und ihren Hunden bin ich sicher, dass sich Neve schlussendlich wohlfühlen wird. Alles braucht etwas Zeit und Geduld, aber dann kommt es gut.

Bewegung habe ich dank Neve also genügend, auch wenn ich nicht renne oder OL mache. Vor drei Wochen hat es wieder einmal meine Rippen erwischt, ich denke, es ist eh gescheit, wenn ich sie ausheilen lasse. Wie heisst es so schön: Sport treiben oder gesund bleiben…. Diesmal stand mir eine Jura-Mauer im Weg…

Nun steht ein Wochenende vor der Tür, welches ich gemeinsam mit Florian und Neve verbringen werde. Wir wollen längere Wanderungen unternehmen, darauf freue ich mich sehr.  Auch wollen wir zum südlichsten Festland-Punkt von Norwegen fahren. Dort steht der Leuchtturm «Lindesnes», welcher Norwegens ältestes Leuchtfeuer ist, ich habe gelesen, dass er im Jahr 1656 gebaut wurde. Der Turm ist 2518 km vom Nordkap entfernt (welches, wenn man es genau nimmt, gar nicht das richtige Nordkap ist, dieses liegt nämlich auf der Halbinsel Magerøya und heisst «Knivskjellodden»). Von Lindesnes aus beginnen übrigens die Wanderungen «Norge på langs».

Florian und ich wollen aber gar nicht so weit in den Norden wandern, der Süden ist auch schön, auch hier gibt es genügend Gegend, die wir erkunden können – und ganz sicher viel mehr Wälder als hoch im Norden!