Sommeraktivitäten

Nach wie vor macht uns Covid 19 einen dicken Strich durch unsere OL-Rechnung, der Terminkalender ist fast komplett leer. Normalerweise finden während der Sommerwochen Mehrtage-Wettkämpfe im In- und Ausland statt, im Moment können wir davon nur träumen. Zum Glück tauchen sie langsam wieder auf – ein Lichtschimmer am OL-Horizont.


Was also tun, wenn der Kalender an den Wochenenden nur leer gähnt? Richtig, man geht wandern … oder so. Fast panikartig beginnen Stefan und ich jeweils am Freitagabend zu überlegen, wohin uns unsere nach Bewegung dürstenden Beinen tragen könnten, zum Glück haben wir bisher immer eine Wanderlösung gefunden. Und die Beine haben uns tapfer im langsamerem Tempo über Stock und Stein getragen.

Die erste Wanderung führte uns vor gut zwei Wochen zum Niesen. OK, das ist nicht unbedingt ein Wohlfühlprogramm, aber das sollte es auch nicht sein. Auf den Niesen geht man so schnell als möglich, alles andere macht keinen Spass. Auf den rund sieben Kilometern muss man 1670 Höhenmeter überwinden, versucht man dies mit etwas Schwung, gerät man ganz arg ins Schwitzen. Stefan und ich «wandern» fast jedes Jahr einmal auf den Niesen, aber so gelitten wie diesmal haben wir wohl nie. Der Aufstieg wollte nicht enden. Oben stellten wir fest, dass wir, auch aufgrund des fortgeschrittenen Alters, nicht mehr an unsere Spitzenzeiten anknüpfen können, aber das tat unserer Freude, «es wieder geschafft» zu haben, keinen Abbruch. Leider hatte an diesem Tag der Niesen eine Nebelmütze auf, sodass die Aussicht auf ein Minimum beschränkt war. Da wir wie immer sehr früh am Morgen loszogen, waren wir am Mittag bereits wieder daheim und geduscht.

Eine Woche später ging es dann auf eine richtige Wanderung, das heisst, kein Eiltempo und mit kurzen Pausen. Mit dem Auto fuhren wir nach Habkern. Von dort ging es auf der linken Seite des Troubach hoch zum Bolberg, den wir umrundeten. Von dort hatten wir eine fantastische Aussicht auf die hohen Berner Alpen: Eiger, Mönch, Jungfrau, Schreckhorn und wie sie alle heissen. Fragt Stefan, er kennt JEDEN Gipfel.

Von dort aus ging es fast auf Höhe Richtung Hohgant und über Innerbärgli sanft hinab zum Grünenbergpass und dann in einem Bogen hinunter nach Habkern. Dabei konnten wir anfangs weit in die Innerschweiz blicken und uns am Winterröscht, einem ehemals wunderschönen OL-Gelände, kaum sattsehen.

Auf der Seite des Grünenbergpasses querten wir sowohl imposantes Karstgestein im Innerbärgli als auch saftige Alpweiden und Wäldchen, die das Herz jedes Norwegenfans höherschlagen lassen. Kurzum, es war eine absolut coole Wanderung, Pausen gab es dank der vielen Fotos doch einige, das Wetter zeigte sich von der allerbesten Seite, und nach gut sechs Stunden waren wir restlos müde. Dass wir diese Wanderung wiederholen, ist Ehrensache. Weil in diese Gegend keine Bahnen fahren, hat es zudem kaum andere Wanderer, was wir sehr schätzen…

Dieses Wochenende zog es uns noch einmal Richtung Oberland, bei Interlaken bogen wir allerdings nicht nach Habkern ab, sondern nach Grindelwald. Unten bei der Talstation der Männlichenbahn liessen wir unser Auto stehen und machten uns an den Aufstieg zur kleinen Scheidegg. Für diesen Aufstieg wählten wir den «Eigertrail», beworben unter anderem mit den Worten «Der Schauplatz alpinistischer Heldentaten und Dramen lässt sich ohne Kletterkenntnisse hautnah erleben» (Webseite). Vor dem eigentlichen Eigertrail führte unsere Wanderung im Zickzack, mit Leiter und für mich sehr engen und abfallenden Stellen über der Gletscherschlucht und dann unter Hörnli und Mittelleggigrat entlang.

Unter der Eigernordwand verläuft dann der Eigertrail das letzte Stück hinauf zum Eigergletscher und kurz hinab zur kleinen Scheidegg. Auch hier hatten wir anfangs keine Mitwanderer, denn der Aufstieg hat es wirklich in sich. Stefan und ich kamen arg ins Schwitzen. Bei der kleinen Scheidegg hatte es uns dann zu viele Touristen (man kann sowohl von Grindelwald als auch von Wengen aus mit der Bahn hochfahren), sodass wir uns schnell zum Weiterwandern entschlossen. Wir hatten im Sinn, bis zur Mittelstation der Männlichenbahn zu wandern und uns dann von dort runterfahren zu lassen. Unterwegs begegneten wir Teilnehmern des verkürzten und geänderten Eiger Ultra Trail. Normalerweise geht die längste Strecke über 101 Kilometer und weist eine Höhendifferenz von 6700 Metern auf, die coronabedingte Änderung sah «nur» noch einen Lauf über rund 20 Kilometer mit 1300 Metern Steigung vor.

Auch hier konnten wir auf einen tollen, «ehemaligen» OL-Wald, den Itramen hinunterblicken und wurden dabei leicht wehmütig. OL, schön, wenn es wieder richtig losgeht.

Nachdem wir auf dieser Wanderung mit einigen Umwegen gegen Schluss den Weg etwas verloren hatten und doch irgendwie die Mittelstation erreichten, fühlten wir uns noch fit genug, den Abstieg eigenfüssig zu machen. So ging es für unsere Knie brutal steil nach Grindelwald hinunter. Diesmal waren wir sieben Stunden fast ohne Pause unterwegs und danach für nicht mehr viel zu gebrauchen. Das Jogging am nächsten Tag fiel entsprechend «gemütlich» aus, auf jeden Fall für mich. 

Nun gibt es doch wieder etwas OL, wenn auch noch nicht ganz richtig. In einer Woche dürfen wir in Frankreich auf dem Plateau du Retord an «Trainingsläufen» teilnehmen, welche anstelle des für dann ursprünglich geplanten OO-Cups angeboten werden. Der eigentliche Wettkampf wurde coronabedingt zeitlich nach hinten verschoben, leider haben wir dann keine Ferien. Freuen tun wir uns aber darauf, haben wir doch das seit Langem gebuchte Quartier und können immerhin mal wieder rot-weissen Postenlaternen nachrennen!

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