Letztes Wochenende hatte es in sich. Der Garten in Tischinas stand an, wer ab und zu auf meiner Homepage meine Texte liest, weiss, dass ich ein sehr gemischtes Verhältnis zu diesem Garten habe. Er war einmal wunderschön, früher, als meine Eltern jede freie Minute darin verbrachten. Da gab es farbenprächtige Blumenrabatten, schön geschnittene Sträucher, Gemüse und Früchte, alles in guter Harmonie. Die Nachbarn, die auf der Strasse unten durchspazierten, bewunderten das Geschick meiner Eltern und waren stets voll des Lobes. So, das war der schwulstige Teil dieses Eintrags, nun kommt die momentane Realität. Die Nachbarn spazieren immer noch auf der Strasse herum, aber Lob zum jetzigen Zustand kommt keines. Vielmehr schwärmen sie von früher, wie es damals aussah, als eben meine Eltern noch fleissig waren.
Ich weiss, dass ich weder in der Lage noch Willens bin, meine Eltern zu kopieren. Dafür wohne ich zu weit von Tischinas weg und habe zudem keine Lust, meine Energie in Gartenarbeit zu investieren. Ich bin keine Gärtnerin, war es noch nie. Wenn man nicht regelmässig Unkraut jätet, Beete säubert, Sträucher schneidet oder nur den Rasen mäht, kommt man auf keinen grünen Zweig. Deshalb bin ich dran, Wege zu finden, die für mich stimmen und mir keine solchen Kommentare mehr einbringen. Ich werde den Garten regelmässig bearbeiten, ihn jedoch so umgestalten, dass er pflegeleicht und trotzdem schön anzusehen ist.
Am Freitag und Samstag war jedoch «Grossreinmachen» des Gartens angesagt. Viele Sträucher sind schon lange nicht mehr geschnitten worden, der Wald drohte, von oben herab in den Garten hineinzuwachsen. Thomas, Ruedi, Florian, Lea und auch ein wenig Stefan und ich waren zwei Tage dran, das Versäumte nachzuholen. Mit Kettensägen, Gartenscheren und Häckselmaschine ausgerüstet, schnitten wir wie die Wilden, rissen Wurzeln raus, hakten Holz, schichteten wieder alles schön zusammen und waren am Schluss einerseits sehr müde, andererseits aber auch extrem zufrieden mit dem Resultat.
Wir hatten dermassen viel Holz geschlagen, dass meine neue Häckselmaschine nicht mehr nachkam. Das, was sie nicht schaffte, erledigte Mario, ein wunderbar hilfsbereiter Baumpfleger aus Laax am Montag für uns. Nun kann ich getrost den Winter kommen lassen, im Frühling dann weiss ich sicher mehr, was ich umgestalten will, damit diese arbeitsintensiven Tage nicht zur Gewohnheit werden müssen.
Wir arbeiteten zwar hart, nahmen uns aber auch Zeit für anderes. So war Florian für zwei Stunden auf dem Golfplatz in Sagogn, Lea und ich rannten mit Neve von Flims über Conn durch die Rheinschlucht nach Valendas, Stefan und ich machten sogar etwas OL am Samstag, für Florian, Lea und Neve gab es noch ein Jogging. Einzig Ruedi und Thomas waren nonstopp fleissig, Danke sage ich jedoch gerne allen Helfern.
Was weniger schön war und uns in ungläubiges Staunen versetzte, war der Besuch eines Polizisten am Freitagnachmittag. Wir haben die Mittagsruhe um rund zehn Minuten verpasst, also länger gesägt, und prompt wurde bei der Polizei Anzeige wegen Ruhestörung erstattet. Der Polizist nannte keinen Namen, ich kann nur ahnen, wer es war – sicher keine Nachbarin, mit der wir guten Kontakt haben. Schade, wird wegen zehn Minuten grad die Polizei geholt, ein persönlicher Hinweis wäre meiner Meinung nach erfolgreicher gewesen. Zum Glück ist das ein Einzelfall, wir haben auch in Tischinas tolle Nachbarn, und ich bin sicher, die werden eines Tages unten auf der Strasse stehen und sagen, dass ich einen schönen Garten habe.
Morgen jährt sich übrigens zum zweiten Mal der Todestag meines Vaters. Ich glaube mittlerweile, dass er stolz darauf wäre zu sehen, dass viele fleissigen Hände zu seinem Lebenswerk schauen. Vielleicht würde er schmunzeln, wenn er sehen würde, dass ich eine Blume nicht als solche erkannt und als Unkraut ausgerissen hätte, aber er würde vermutlich auch denken, dass ich das eines Tages in den Griff bekommen würde. Wie sagt man so schön: es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen!