Wege kann jeder

Lillehammer – das war schon vor fast einer Woche. Die Zeit bleibt auch hier in Norwegen nicht stehen. Schade eigentlich, im Moment würde mir das passen. So in einer Zeitschlaufe zu stecken und nicht einmal hinauszugucken. Es ist wirklich wunderschön hier in Mesna-Nord und der Umgebung.

In Lillehammer gab es unter anderem einen Troll, aber noch mehr freue ich mich auf die Bücher, die ich kaufte. Buchhandlungen und ich, das muss Liebe sein! Aber nun zu den weiteren Erlebnissen – wir hatten viele.

Am Samstag zum Beispiel bekamen wir Besuch von Sidsel und Tore Bjørnsgaard. Die beiden waren Florians «Schlummer-Grosseltern», als er in Lillehammer leben durfte. Wir kannten Sidsel und Tore bereits von einem früheren Besuch und genossen ein paar wunderbare Stunden mit den sympathischen Leuten. Und der Apfelkuchen, den Sidsel extra für uns gebacken hatte, schmeckte schlicht fantastisch.

Am Montag gingen Stefan und ich dann wieder auf eine grössere Wanderung. Mit dem Auto ging es nach Sjusjøen hoch und dann noch etwas weiter bis Gammelskolla. Wir wanderten – frei nach dem Motto: «Wege kann jeder» – kreuz und quer durch Sümpfe und Wälder, querten tapfer Flüsse und Bäche und genossen die Farbenpracht des Herbstes in vollen Zügen. Beim Hornsjø konnten wir bis zur Hornstua hochblicken, im Sommer kein schöner Anblick, im Winter jedoch ein Ort, wo man die besten Waffeln der Gegend geniessen kann. Am Schluss waren wir ziemlich geschafft. Wir brauchten sechs Stunden für insgesamt 15 Kilometer, wer schon einmal im Supf gewandert ist, weiss, wieviel Kraft dies braucht. Eigentlich wollten wir noch auf der OL-Karte „Gammelskolla“ etwas trainieren, aber die Beine sagten: „Nein!“

Am Dienstag fuhren wir mit dem Auto nach Ringebu und von dort wieder hoch hinauf. An der Grenze zum Rondane-Nationalpark liessen wir das Auto stehen und wanderten nun weiter. Wir wollten den Stora Ramshøgda besteigen und schauen, wie weit man von oben in alle Richtungen blicken kann.

Nun wissen wir es: sehr, sehr weit. Getreu unserem Motto (siehe oben) bestiegen wir auch diesen «Hügel» fast ohne Wege, auch wenn wir dafür bis zum Gipfel über mühsamen Schotter klettern mussten. Die anderen Berggänger waren zwar schneller als wir, doch wie heisst es so schön: Der Weg ist das Ziel? Unser Weg war halt ohne Weg, ganz einfach.

Auch zurück liessen wir es uns nicht nehmen, immer wieder der Bequemlichkeit auszuweichen, was sich am Schluss allerdings nicht auszahlte, wir kapitulierten vor dem letzten Sumpf, denn für einmal waren wir nicht mit Gummistiefeln, sondern mit Wanderschuhen unterwegs. An diesem Tag waren es 15.5 Kilometer, die wir in fünf Stunden erwanderten.

Gestern war der letzte sonnige Tag der Woche (gemäss den vielen Wetterfröschen, die Stefan intensiv befragte….) und wir entschieden uns, noch einmal ins Fjell zu gehen. Die Fahrt zum Ausgangspunkt war kurz, hoch nach Nattrudstilen und dann etwas weiter nach Moste. Wieder mit Stiefeln ausgestattet, begann unsere Wanderung wie immer: sehr nass den Sümpfen entlang und immer noch getreu dem Motto: Wege kann jeder… Bei einem Sumpf waren wir allerdings nicht ganz sicher, ob wir problemlos durchkommen würden, doch Spuren eines Elches führten uns sicher hindurch, bis der Boden wieder etwas fester wurde. Das erste Fjell erreichten wir nach rund dreieinhalb Stunden, es war das Steinsviksfjell. Auch dort oben gab es eine fantastische Aussicht auf weitere Sümpfe, auf Seen, Wälder und Berge. Herrlich!

Das Midtfjell querten wir nur, danach jedoch stiegen wir ganz auf den Snørvilen und genossen auch dort den Weitblick.

Weiter ging es dem Mostefjell entlang und dann zurück zum Auto. Als wir es beinahe erreicht hatten, trafen wir mitten in den Sümpfen drei Jäger, denen wir wortreich erklärten, dass wir mit Bestimmtheit keine Vögel waren. OK, komische Vögel vielleicht, aber sie glaubten uns und liessen uns weiterziehen.

Beim Auto waren wir zum dritten Mal innerhalb von drei Tagen komplett k.o.. Diesmal waren wir sieben Stunden unterwegs und schafften dabei 19 Kilometer.

Heute wollten unsere Beine nicht mehr so recht, und wir entschieden uns, nur kurz zu rennen und den Tag sonst mit Lesen und stricken zu geniessen. Stefan absolvierte eine OL-Bahn, ich hingegen rannte von Leindalen aus zum Sollifjel hoch und dann auch noch zum Mostefjell. Danach ging es in den Sümpfen retour, frei nach dem Motto: «……»